Wie sieht Werther die Natur und welchen Zweck erfüllt sie für ihn?
Für Werther ist die Natur ein Spiegel seiner Seele, Gedanken und Gefühle. Er scheint die Beobachtung zu machen, dass er sich der Natur in allen Dingen anpasst. Ist er trübseelig und traurig, bescheibt er gegenüber Wilhelm die kalte Nacht und der Mondschein ist nicht mehr Romantisch, sondern „fürchterlich herrlich“ (S.122 Z.11f). Er neigt beinahe dazu, die „Schuld aufs Wetter“ (S.103 Z.14) zu schieben anstatt seine Laune als Ursache zu sehen. Somit ist sie quasi Schuld und für Werther der Grund seiner Gefühle.
Sie erfüllt den Zweck, dass Werther durch sie versucht, seinen Gefühlen gegenüber Wilhelm Ausdruck zu verleihen. Gefühle und Gedanken sind schwer auszudrücken und zu beschreiben. Sie gleichen etwas unbegreiflichem für die Umwelt und sind, wenn nicht sogar für einen Selber, für jeden Außenstehenden nicht als etwas Sichtbares nachzuvollziehen. Daher nutzt Werther die Natur, die im Grunde genau so, wie Gefühle nicht zu erklären ist und einen immer wieder von neuem auf verschiedenste Art überrascht und imponiert. Hier ist der kleine Unterschied, dass jeder, sofern er am selben Ort ist, ein und das selbe Naturschauspiel beobachten kann, wie seine Mitmenschen und es daher nicht nur für einen selber und auf diese bestimmte Art auch nur für eine Person begreiflich ist. Jeder kennt einen Sonnenuntergang. Jeder kennt die Atmosphäre vor einem Sturm (ect.). Genau das ist, was Werther veranlasst, die Natur symbolisch für die Erklärungsversuche seiner inneren Welt zu verwenden. ->Norina
Ordne die Bilder Goethes Stellen aus dem Werther zu->?
Wie wurde die Natur im Kontext des 18. Jh. gesehen?
- Setzt Kenntnis der Epochenbegriffe voraus (-> Ergebnisse der Epochengruppe)
- Vergleiche die Bilder „Französischer Schloßgarten“ und „Englischer Schloßgarten“ aus Text, Themen und Strukturen, S.255
Die zwei im Buch abgebildeten Schlossgärten, die aus der Luftperspektive gezeigt werden und aus der ungefähren epochenzeit stammen, in der die Lektüre der Werther geschrieben wurde, zeigen den wesentlichen Unterschied schon allein im Grundriss.
Während der englische Garten keine geraden oder strukturierten Umrisse ausweist und eher naturbelassen ist, lässt sich bei dem Schlossgarten aus Ludwigsburg(…) ->Leo
Vergleiche die Ergebnisse mit Textstellen aus dem Werther->?
Erarbeite immer wiederkehrende Merkmale in Werthers Naturbeschreibungen
- Natur in Bezug auf Umschreibungen von Lotte/ häufig bei Beschreibungen von Lotte verwendet ( Brief 18. August S. 60 ff.)
- Natur ist „lebendig“ (S.60 Z.18 f.):
→ Wieder deckend dazu, dass die Natur als Vergleich zur menschlichen Seele/ zum menschlichen Charakter gesehen wird
→ Natur wird nicht als nominales Wort angesehen, sondern als etwas lebendes mit Wesen und Geist (als Subjekt). Dass lässt sich in Bezug zu den Merkmalen der Epoche setzen
- häufig zu beobachten ist, dass in den Beschreibungen die Perspektive auftaucht, von der er die Natur betrachtet
→ ist er in einem emotionalem Hoch, beschreibt er den Blick von einem hohen Punkt aus: „Wenn ich sonst vom Felsen über den Fluss bis zu jenen Hügeln das fruchtbare Tal überschaute (…)“ (S. 60 Z. 23 f.)
→ hat er schlechte Laune/ ist wieder depressiv, hat er einen anderen Blickwinkel auf die Natur: „Welch eine Welt, in die der Herrliche mich führt! Zu wandern über die Heide, umsaust vom Sturmwinde, der in dampfenden Nebel die Geister der Väter im dämmernden Licht des Mondes hinführt. Zu hören vom Gebirge her im Gebrülle des Waldstroms halb verwehtes Ächzen der Geister aus ihren Höhlen, und die Wehklagen des zu Tode sich jammernden Mädchens (…)“ (S.100, Z. 10ff.)
- neben Details aus der Natur die er immer wieder beschreibt (welche Datails: keine klare Struktur; Immer unterschiedlich), nimmt er auch gerne Beschreibungen der Landschaft, also einer größeren Fläche Natur. Hier variiert der Schauplatz nich all zu häufig. Eher wird ein unter der selbe Schauplatzt aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen:
→ Auf Seite 60, Zeile 23f. herrscht über seinem Tal eine wunderschöne Idylle (Brief bezieht sich auf Lotte. Laune werthers ist gut)
→Auf Seite 122, Zeile 1-5, als Werther über seine Depressionen und Selbstmordgedanken schreibt, ist das „liebe Tal überschwemmt“.
Einige der Beschreibungen, die Werther zur Erfassung der Natur und der damit verbundenen Gefühle benutzt, sind immer wider zu finden; Sie wiederholen sich also. Das hilft auch in sofern, dass der Leser die Charaktere „Werther“ besser Vergleichen kann und verstehen kann. So zum Beispiel ist mir eine ganz bestimmte Landschaft aufgefallen, die er immer wieder beschreibt. Hier ist die Rede von seinem „lieben Tal“ (S.122, Z.4)
Er betrachtet Landschaftsbilder meistens von einem erhöhten Blickpunkt, was wieder die These unterstützt, dass er sich häufig über andere Menschen erhebt und meint, er sei wertvoller, wichtiger und weiser. Dies ist der Fall, als er sich mit Selbstmordgedanken beschäftigt:
→ Selbstmord ist kein Zeichen der Unsicherheit und der eigenen Schwäche. Es ist keine abstoßende Sache, da viele dichter, Denker und großen Leute ihn begangen haben und erst diese Einstellung zum Selbstmord der Beweis dafür ist, dass man besser ist, als andere Menschen.
Natürlich hat er einen Erhöhten Blick auf sein Liebes Tal, als er frohen Mutes ist:
→ Hier ist auch wieder das gewichtende Argument, dass er sich gegenüber anderen Menschen erhöht. Außerdem ist in diesem Fall zu sagen, dass natürlich das Gefühl von Freiheit stärker wirkt, wenn man auf einem Berg steht, als wie zu einem Berg hinauf sieht. In seinem Gefühlsmäßigen Hoch versucht er natürlich wilhelm diese außergewöhnlichen Gefühle zu beschreiben. Dies ist nach wie vor, auch heutzutage noch eine Herrausforderung. Gedanken können nicht gelesen werden, sie sind etwas, was man nicht in Zahlen ausdrücken kann und das macht die so besonders. Zu etwas, das übernatürlich und göttlich ist. Genau aus diesem Grund benutzt er auch die Krone der Schöpfung, das übermenschliche, nicht auf Papier auszudrückende Wunder der Natur, welches sich täglich in neuen Formen und Farben offenbart dafür, wenigstens ansatzweise sein inneres Leben zu beschreiben.
So, wie auch die Natur sehr variabel in ihrem Erscheinungsbild ist, so schwankt auch Werthers Laune sehr. Diese Beobachtung hat er sich zu Gute gemacht. Im Briefroman ist häufig zu beobachten, dass er sturm und Regen beschreibt und was er damit assozieert, wenn er wieder leidet, weil er Lotte nicht treffen kann. Ist er jedoch Glücklich, beschreibt er auch die schönen Seiten der Natur. (Beispielstellen siehe Notizen oben oder: S.46, Z.13-16/ S.79f, kompletter Brief/ S.100, Brief vom 12. Oktober)
Wo ich direkt noch anschließend die Betonung drauflegen möchte, was nach meiner Meinung ebenfalls von Relevanz ist, ist dass Werther nicht nur die detailreiche der Natur beschreibt, sondern auch häufig die Natur als Landschaftsbild zusammenfasst. Das hat jedoch weniger mit der Gechichte seines Lebens zu tun sondern steht vielmehr im Zusammenhang mit der Epoche aus dem 18 . Jahrhundert. So denke ich kann man als erläuternden Satz den Auszug aus dem uns ausgehändigten Zusatzmaterial verwenden: “ Landschaft ist Natur, die im Anblick für einen fühlenden Betrachter ästhetisch gegenwärtig ist: Nicht die Felder vor der Stadt, der Strom als „Grenze“, „Handelsweg“ und „Problem für Brückenbauer“, nicht die Gebirge und die Steppen der Hirten und Karawane (oder Ölsucher) sind als solche schon Landschaften. Sie werden dies erst, wenn sich der Mensch ihnen ohne praktischen Zweck in „freier“ genießender Anschauung zuwendet, um als er selbst in der Natur zu sein.“ (Zusatzmaterial S. 116, Z. 40ff.)
Nicht nur als wiederspiegelung seiner eigenen Gefühle benutzt werther die Beschreibung der Natur, sondern auch als Wiederspiegelung der vermuteten inneren Vorgänge anderer Personen, die er versucht zu beschrieben, ihm nahe liegen und die eine Wichtige Rolle spielen. So zum Beispiel Lotte.-> Norina
Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Herzen und der Natur (->Hierfür benötigst du die Ergebnisse der Herz-Gruppe)->Nadine
Analyse der Briefe vom
- 10. Mai S.9f->John
- 18. August S.60ff->Norina
im Hinblick auf Werthers Naturerfahrungen und Naturdarstellung
Im Brief vom 18 August, wird das alt bekannte Mittel der Antithetik angewendet. Wie bei den immer weiderkehrenden Mekmalen festgetsellt, beschreibt Werther die Natur hier sehr detailreich mit all ihren Formen und Farben. Doch stehen diese Beschreibungen diesmal nicht, wie sonst im Zusammenhang mit seinen aktuellen Gefühlen, sondern er möchte Wilhelm nocheinmal das Vergangene deutlich machen. „Selbst diese Anstrengung, jene unsägliche Gefühle zurückzurufen“, lässt Werther „dann das Bange des Zustandes doppelt empfinden“, welches ihn jetzt umgibt (S. 62 Z. 3ff.). Das, was ihn einst froh gemacht hat, empfindet er nun als das, was sein Elend hervorruft. Seinen Ausgleich hat er sonst immer in der Natur gefunden und nun wird sie ihm “ zu einem unerträglichen Peiniger“ (S. 60, Z. 21).
Im Brief vom 10 Mai ist die Rede von dem, wie er es lieblich bezeichnet, „Wimmeln der kleinen Welt“ (S. 7, Z. 22), womit er Käfer, Würmer und andere kleine Tiere mit einbezieht. Beobachtet er diese kleine Welt, wird ihm wieder die „Gegenwart des Allmächtigen“ (S. 7, Z. 25) bewusst; Des Allmächtigen, der „in ewiger Wonne schwebend trägt und erhält“ (S. 7, Z. 27f.)
Nun plötzlich im Brief vom 18. August sieht er diese kleine Welt mit den Tieren aus einer ganz andern Sicht: „der harmlose Spaziergang kostet tausend armen Würmchen das Leben, es zerüttet ein Fußtritt die Mühseligen Gebäude der Ameisen“ (S. 62, Z. 18ff.). Somit ist die Natur nicht mehr das, was Leben schenkt und Werther sein Herz erfrischt, sondern „ein ewig verschlingendes, ewig wiederkäuendes Ungeheuer“ (S. 62, Z. 30f)
Zur Zeit des 18. August befindet Werther sich nicht gerade in der besten Situation, da ihm langsam bewusst wird, dass er den Kontakt zu Lotte irgendwann abbrechen werden muss und Albert, mit dem er sich zuvor gut verstanden hat, plötzlich eine ganz andere Meinung bildet als er und Werther ziemlich auf sich alleine gestellt ist. Es handelt sich somit in diesem Briefroman an der Stelle um einen Umschwung von der schönen Geschichte und den tollen Erlebnissen Werthers, zu einer Problematischen Situation.
In Bezug darauf ist auch die Antithetik hier ein sehr gut gewähltes Mittel. Sie wird zum Beispiel verwendet, wenn man eine Pointierung deutlich machen möchte. Der Situationsbedingte Umschwung ist schon lange durch die neutralen Erzählungen in Werthers Briefen zu merken gewesen. Doch um auch zu verdeutlichen, dass Werther selbst diese neue Situation wahrnimmt, ist es optimal gewählt, dass nun die Natur, die seine innere Einstellung beschreibt, jetzt als das totale Gegenteil dargestellt wird. Als nichtmehr die Lebensspendende Natur, in der sich der Schöpfer wiederspiegelt, sondern als Natur, die man mit einem Grab gleichsetzen kann (vgl. S.62, Z. 22). Um es kurz zusammengefasst zu sagen; Diese Stelle kann als Schlüsselstelle gezählt werden, da der Roman eine seiner wichtigen Punkte erreicht. Das wird durch die verwendete Antithetik verdeutlicht, die als Stilmittel die Wirkung einer Pointierung vertritt.
Als weitere Wirkung dieses Stilmittels möchte ich noch den Effekt des Schocks erwähnen, welcher aber meiner Meinung nach nicht ausführlich behandelt werden muss. Dazu ist lediglich zu sagen, dass es auch den Leser nocheinmal zum nachdenken bringt aufgrund des „Schockeffektes“ und somit versucht wird zu vermeiden, dass dieser Brief quasi Spurlos an dem Leser „vorbeizieht“, sondern mit gewisser Relevanz gekennzeichnet ist. Nebenher wirkt es auf genau die selbe Weise auf Werther. Es wird deutlich, dass es nicht nur eine Anreihung von Geschehnissen der vergangenen Wochen bei ihm war, sondern auch bei ihm diese neue, für ihn so viel schlechtere Situation, nicht spurlos „vorbeizieht“.
Deutet die in den zwei Briefen festgestellte Naturerfahrungen und Naturdarstellung Werthers im Kontext des Romans (Dafür bruacht ihr den Text von Henrik Madsen „Der Begriff „Kontext“ und seine Bedeutung für die Interpretation“)->Norina
Finde und untersuche antithetische Darstellungen in Werthers Naturbeschreibungen->Norina
Lösung dieser Aufgabe ist in die Analyse vom 18. August mit eingearbeitet
welchen Zusammenhang hat die Religion und Natur bei Werther? (-> Hier brauchst du die ergebnisse der Religion-Gruppe). Inwieweit sorgt die Natur für eine Transzendenzerfahrung bei Werther?->Sara
Welche Rolle spielt die Natur für Werther als Künstler
- Wo wird Werthers Einstellung zu den Regeln der Kunst deutlich?
- Welchen Einfluss hat die Epoche? (->Ergebnisse der Epochen-Gruppe)-> Leo